Cobbles bis zum Abwinken!
Der Oude Kwaremont, so hatte ich es beim Holländer auf Mallorca gelernt, ist der vorletzte Anstieg der Flandernrundfahrt (Ronde van Vlaanderen), der es in sich hat.
Lt. quäldich.de heißt „Oude Kwaremont“ übersetzt so viel wie „alter mieser Hügel“, was ich in Ermangelung von Holländisch- bzw. Flämischkenntnissen nicht bestätigen kann. Falls es so ist, heißt das malerische Künstlerdörfchen auf diesem Hügel übersetzt „mieser Hügel“, Kwaremont eben, was ich mir eigentlich nicht vorstellen kann.
Der Anstieg „Oude Kwaremont“ ist 2,2 km lang und zu Anfang schön asphaltiert. Irgendwann geht es aber in Kopfsteinpflaster der übleren Sorte über. Die Steine sind nicht etwa sauber aneinander gereiht. Manche strecken dem Fahrer eine Ecken entgegen und andere scheinen ihren Nachbarn nicht ganz grün, soweit liegen die Steine auseinander.
Im Durchschnitt geht es den Kwaremont mit 6,6 % hoch, in der Spitze mit 9 bis 10 %. Geht ja, könnte man meinen, wäre das Pflaster nicht.
Bier bis zum abwinken
Da Radfahren und Bierbrauen in Flandern zum Kulturgut zählt, mag es nicht verwundern, dass es ein Bier der Marke Kwaremont gibt. Das Bier für „Kopmannen“, also diejenigen, die vorne im Wind fahren, ist leicht süßlich mit würziger Note und hat 6,6 % Umdrehungen – genau wie der Durschschnittsanstieg des Oude Kwaremont.
Das zugehörige Bierglas hat im Fuß die Pflastersteine eingearbeitet und zeigt im Stiel einen aufwärtsfahrenden Rennradfahrer. Sehr nett gemacht!
Kwaremont-Bier hatte ich übrigens auch beim Holländer auf Malle kennen gelernt und die Brauerei war so nett, mir zum 52. Geburtstag sechs Gläser nach Deutschland zu schicken, von denen leider nur zwei die Behandlung von TNT-Express überlebt hatten. Aber immerhin!
Mein sportliches Ziel für den Urlaub
Auch wenn Radfahren im Urlaub zurückstecken muss, damit die Familie was von mir hat, steckte ich mir vor der Belgienreise ein Ziel. Den Oude Kwaremont wollte ich bezwingen und dann gleich oben am Berg ein kühles Kwaremont genießen, stilecht in einem der beiden Gläser, die überlebt hatten.
So war alles geplant. Das Kwaremont stand im Kühlschrank des Wohnwagens und das Litespeed gut geölt im Kofferraum des Yeti.
Gegen Mittag waren wir auf dem Campingplatz Panorama angekommen, der nur wenige Kilometer vom Kwaremont entfernt ist.
Fix die drei Mountainbikes vom Dachträger gehoben, schoß es mir in den unteren Rücken, gerade als ich das Vorderrad in Luisas Marin-Bike einbauen wollte. Autsch! WTF!
Ans Radfahren war nicht zu denken. Zwar probierte ich nachmittags im „Centrum Ronde van Vlaanderen“ den Kopfsteinpflaster-Simulator in der Hoffnung Entwarnung gegeben zu können, aber daraus wurde nichts.
Claude hat Rücken – und das nicht zu knapp!
DNF
Mit „Did Not Finish“, könnte man das Ergebnis meiner sportlichen Aktivität kennzeichnen. Stimmt aber nicht. Ich habe es ja nicht einmal versucht. So ein Mist!
Ganz verzichten wollte ich dann aber doch nicht. So fuhren wir mit dem Auto zum Oude Kwaremont und ich genoß mein Bier ganz ohne vorher Schweiß vergossen zu haben.
Ergebnis? Kein DNF! Wie auch? Claude did not finish his beer? No Sir! Claude always finishes his beer, even with back-pain!
So hat der Tag dann doch versöhnlich geendet, wobei ich mir jetzt schon ein wenig Sorge um meine Radtauglichkeit mache. Schließlich steht am 23.7.2017 12-Stunden-Hohler-Buckel an. Wenn mein Buckel bis dahin nicht besser ist …