Pünktlich hatte ich heute die TOUR in der Ausgabe 12/2015 im Briefkasten. Endlich mal wieder, denn die letzten zwei wurden nicht ausgeliefert, was mir zunächst gar nicht auffiel, weil ich die TOUR sowieso lieber auf dem iPad lese.
Auf fünf Seiten, davon lediglich knapp zwei mit Text, geht es unter der Überschrift ‚Geht das?‘ ums Thema E-Bike.
Nein, liebe TOUR-Redaktion, das geht natürlich gar nicht. E-Bikes haben in einem Rennradmagazin nun wirklich nichts verloren. Im Übrigen finde ich den Artikel relativ schlampig zusammen gezimmert. Im Teaser steht was von ‚zwei E-Renner mit unterschiedlichen Konzepten ausprobiert‘ und im Text ist dann nur noch vom Haibike Xduro Race die Rede. Schade, dass hier fünf Seiten geschunden wurden.
Das einzige, was am E-Rennrad bzw. S-Pedelec gut ist, ist der Fakt, dass sie nicht auf den Radweg dürfen. Das sollte aber für Rennräder generell gelten.
Wovor mir nun aber grault, ist die Vorahnung, dass es bald auch E-Rennrad-Rennen gibt, vielleicht sogar Europa- oder Weltmeisterschaften. Wetten? Im E-Mountainbike-Bereich ist der Mist ja auch schon angekommen.
UPDATE
Gestern Abend wurde in den verschiedenen Facebook-Rennradgruppen kräftig diskutiert, mit dem Tenor, E-Bikes haben nichts in einem Rennrad-Magazin zu suchen.
Unter den Diskutierenden waren viele TOUR-Abonnenten, denen – genauso wenig wie mir – aufgefallen war, dass doch zwei verschiedene ‚Renner mit unterschiedlichen Konzepten‘ vorgestellt wurden.
Lediglich ein Facebook-Mitglied wies mich weit nach Mitternacht darauf hin.
Nach den fünf geschundenen Seiten zum Haibike Xduro Race folgte ganzseitig eine Elite-Werbung, bevor auf den nächsten zwei Seiten über das Vivax Passione CF geschrieben wurde. Hier übrigens mit einem akzeptablen Text-/Seiten-Verhältnis.
Die Artikel sind von unterschiedlichen Autoren und haben inhaltlich keinen Bezug zueinander, vom Thema abgesehen.
Sitzt beim Haibike der Autor in voller Schlechtwettermontour, lang, lang und mit Regenjacke auf dem Rad, kurbelt man auf dem Vivax-Foto in kurz-kurz ein sonniges Alpensträßchen empor. Abgestimmt, innerhalb eines Artikels sieht anders aus
Irritierend auch der Titel ‚Schneller, weiter, höher‘. Das habe ich nicht gleich mit einem E-Rennrad in Zusammenhang gebracht.
Nun denn, es wurden also doch zwei Konzepte vorgestellt.
Übrigens ist das Vivax-Konzept ggf. ein gangbarer Weg wenn weniger trainierte Frauen mit starken Männern fahren wollen, oder wenn man aus Altersgründen nicht mehr mithalten kann.
Das muss man abwarten. In jedem Fall wäre ich der Fairness halber für eine Kennzeichnung solcher Räder, damit man sieht, womit man es zu tun hat. Sonst fährt bald jeder jede RTF am Anschlag, weil vermeintliche Rennradfahrer am Berg locker vorbei ziehen.
Wie wäre es bspw. mit einem roten ‚E‘-Aufkleber für die Sattelstütze? Alle mit so einem Aufkleber stehen dazu, mit Motorhilfe zu fahren, der Rest sind die Angeber … aber von denen gibt es ja nur ganz wenige, oder?
Wenn Dir der Blog cycling.claude.de gefällt, freue ich mich über Deine Stimme bei der Wahl zum Top Fahrrad-Blog 2015. Die Stimmabgabe ist noch bis zum 23.11.2015 möglich. Falls Du dort Deine Email-Adresse hinterlässt, hast Du die Chance einen Warengutschein über 100 EUR zu gewinnen. Vielen Dank für Deine Stimme.
Bei allem Verständnis für Deine sportlich motivierte Abneigung gegen Rennräder mit E-Unterstützung finde ich die Richtung, die Dein Beitrag im Hinblick auf dieses Rad-Konzept vorgibt, ein wenig zu zackig.
Ebenso wie ich als Rennradfahrer (oder auf welchem Rad ich auch immer gerade unterwegs bin) von anderen wahrgenommen und akzeptiert werden möchte, so billige ich es auch anderen zu, auf dem Vehikel ihrer Wahl unterwegs zu sein.Auch, wenn sie dabei z.B. eine Veranstaltung wie eine RTF besuchen.
Am Konzept der RTF fand ich von Anfang an (also seit ich damals mit Null Erfahrung und einem seltsam anmutenden Rad zum ersten Mal teilgenommen hatte) den übergreifenden und selbstorganisierenden Charakter der Veranstaltung so charmant: alle starten gemeinsam und sind in ihrer Vielfalt gleich. Während der Fahrt finden sich dann immer die Menschen in Gruppen zusammen, die zusammen passen. Wen man nicht mag, den läßt man wieder ziehen (oder stehen …. je nachdem : )
Dabei sollte ich auch kein Problem damit haben, daß mich jemand überholt. Es gibt immer jemanden, der schneller ist als ich. Wenn ich damit nicht klarkomme, dann sollte ich lieber alleine fahren. Ob er oder sie mich nun mit einem Motor oder mit den stärkeren Beinen abhängt, das bleibt sich gleich, ich finde da gibt es nichts, wofür jemand „bekennen“ müßte oder wozu man „öffentlich stehen müßte“.
Schon gar nicht mit einer Plakettenpflicht! Was kommt denn als nächstes? Drei schwarze Punkte auf gelbem Carbon, weil man Senior ist? Ein gelber Stern für die Schmach der Motor-Unterstützung?
Das Fahrrad entwickelt sich gerade schnell und stark (es gab ja auch lange genug Stillstand). Das führt sicherlich auch zu dem einen oder anderen schrägen Konzept, welches sich möglicherweise auch nicht durchsetzen wird. Insgesamt sehe ich darin aber auch die Chance, daß das Fahrrad zu einem selbstbewußteren und auch gleichberechtigterem Verkehrsmittel wird (siehe dein Beitrag über die wegfallende Radwegpflicht in Köln!) und ich begrüße diese Entwicklung.
Einengende Abgrenzung finde ich an dieser Stelle eher hinderlich, denn die Freiheit des Radfahrens gründet sich für mich auch auf der Toleranz gegenüber andersfahrenden.
Wir sehen uns am See!
J.
Hallo Jörg,
ich sehe das wirklich kommen.
Stelle Dir vor, ein paar Heißkisten, die bei der Rundan eine schnelle Zeit fahren wollen, bestellen sich drei Kumpel, die ab Medevi in die Strecke einsteigen und kräftig Windschatten bis kurz vors Ziel geben. So kann man locker noch einmal 20 Minuten raus holen, obwohl man schon platt ist.
Beste Grüße
Claude
Es leben die Vorurteile. Nur zum Beispiel…mir fährt meine Frau davon. Und beide sind wir nicht ausdauernd genug für die zahlreichen und steilen Bayerwaldrampen. Also warum keine Antriebshilfe?
„Richtige“ Rennradfahrer sollen natürlich machen was sie wollen, aber etwas Toleranz steht jedem gut zu Gesicht.
Und warum keine E-Rennräder in ner Rennradzeitschrift? Gas- und E-Autos sind selbstverständlich auch in der Autozeitschrift.
Ich finde, wie es bei uns üblich ist, soll der Markt das regeln. Wenn es keine Interessenten für E-Bikes gibt werden sie verschwinden. Und wenn einem das Heft nicht gefällt, braucht man es nicht kaufen. Ich hab mein Abo der MTB Zeitung gekündigt, da ich die immer gleichen Artikel und die Dauerwerbung für Südtirol nicht mehr ertragen habe.
Eine Kennzeichnung, wo kommen wir da hin. Kein Rennradler hat nen Aufkleber auf der Sattelstütze mit der Angabe seiner Dopingmittel
Paul
Interessante Diskussion hier. Ich glaube, dass das Doping im Breitensport nun durch elektronisches Doping seine Fortsetzung findet. Sei es ob als Windschatten durch e-Renner oder eben, dass man es selbst einbaut. Soweit ich weiss, kann man es ja nachrüsten und unauffällig betreiben.
Danke für den Beitrag zu E-Rennräder.
Ich finde zwei Dinge darin sehr gut: Er ist offen subjektiv – mal keine Pressemitteilung eines Herstellers.
Und er beschäftigt sich kritisch mit dem Modus, wie andere Medien das Thema behandeln. Das kann für diese wie für uns alle etwas bringen; zumindest eine Überprüfung dessen, wie man ein Thema anpackt.
Wieso dieser und andere Beiträge so massiv, aber m.E. auch kurzsichtig gegen E-Biking wettern, ist mir schleierhaft. Ein Trend bringt Veränderung mit sich. Solche Entwicklungen kann man matürlich nicht blockieren – aber man kann sie aktiv mitgestalten. Offen sein, genau zu gucken, was da eigentlich passiert und die Vorzüge einer Veränderung zuzulassen ist da viel effizienter als zu versuchen, etwas zu blockieren oder einzudämmen.
Oft ist Angst um den Verlust der eigenen Komfortzone der Anlass. Das kann nicht funktinieren.
Jawoll, der Artikel in der Tour war großer Mist.